Die Wochen nach der Beerdigung

Die folgenden Wochen waren ausgefüllt mit  schrecklich viel Bürokratie. Lutz hatte sich um die Anmeldungen von Gas, Wasser, Strom, Telefon, Versicherungen usw. gekümmert, nachdem wir in unser Haus gezogen waren. Da wir 2 Konten hatten, lief alles, was er anmeldete, über seinen Namen und sein Konto. Ich musste alles ummelden. Ich stritt mich mit einer Telefongesellschaft. Lutz hatte Anfang Oktober den Telefonanbieter gewechselt und es gab Probleme. Ich musste auf dem Nachlassgericht einen Erbschein beantragen. Ich wartete lange, um einen Termin bei der Rentenstelle zu erhalten. Ich musste Witwen- und Halbweisenrente beantragen. Ich musste so viele Formulare ausfüllen, dass mir, obwohl ich selbst in einem Büro arbeite, die Haare zu Berge standen.

Ich musste das Auto von Lutz auf mich ummelden und sein Motorrad stilllegen. Sein Auto nahm ich aber nur, wenn große Sachen zu transportieren waren. Sonst fuhr ich mit meinem Kleinwagen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich ihm sein Auto wegnehme.

Ich beantwortete alle Trauerpost. Ich druckte Danksagungen und legte teilweise eine Kopie der Todesanzeige aus der Zeitung bei. Guten Freunden schrieb ich lange Briefe in denen ich erklärte, was passiert war und wie es mir ging. Ich bekam nur einige Anrufe. Von vielen hörte ich nichts wieder. Sie waren überfordert und konnten mit dem Thema nicht umgehen.

Ich wollte gern, dass der Grabstein vor Lutz seinem Geburtstag noch gesetzt wird. Es war milde Witterung und Anfang Dezember wurde er gesetzt.

Grabstein von Lutz Reichel

Es war das Geburtstagsgeschenk für Lutz.
Ich freute mich richtig, als der Grabstein rechtzeitig stand. Ich hatte alle finanziellen Zuwendungen, die ich mit dem Karten bekam, für den Grabstein ausgegeben. Die Schwiegermutter übernahm die Kosten der Beisetzung und Trauerfeier. Ich war ihr dankbar dafür, ansonsten wäre es knapp geworden. Ich habe ja Kredite für das Haus abzuzahlen und die andauernden Bauarbeiten fraßen jede Reserve auf. Ich organisierte einen Dachdecker, der noch ein Stück Schneefanggitter auf dem Dach vor Wintereinbruch anbringen sollte.

Ich verglich ständig alle Kontoauszüge und entdeckte laufend neue Abbuchungen, die ich auch noch ummelden musste. Dann  machte ich einen Termin bei der Sparkasse aus um die Konten aufzulösen. Ich war rundum beschäftigt.

Auf dem Grab sortierte ich mehrmals Blumen und Gestecke, sortierte verwelktes aus.

Es waren aber viele Gestecke dabei, die als Winterschmuck auf dem Grab bleiben konnten.

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