Der Tag danach

Ich lag bis früh wach im Bett. Es war Sonntag. Ich stand auf, weil ich nicht mehr liegen konnte. Ich saß dann allein im Wohnzimmer vor einer Kerze, an der ein Bild von Lutz stand. Ich hatte die Kerze in das Wohnzimmer geholt und angezündet, als Lutz tot am Boden lag. Als Totenkerze.

Gewitterwolken

Mir war elend zumute. Ich war allein. Es war kurz nach 7.00 Uhr. Die Schwiegereltern hatten bei der Oma geschlafen und Paul schlief auch noch. Ich weis nicht, wie die Zeit vergangen ist. Ich wollte wenigstens mit jemand reden. Ich überlegte, wen ich anrufen könnte. Gegen 8.00 Uhr rief ich eine Kollegin an. Sie war noch im Bad und ich sagte ihrem Mann, dass ich noch mal anrufe. Ich rief dann noch mal an und sie fragte “Was ist denn passiert?“ Ich sagte ihr, dass mein Mann verstorben ist und ich jetzt ganz allein hier sitze. Ich redete erst mal eine halbe oder dreiviertel Stunde. Ich bat sie auch  mich krank zu melden, da ich nicht in der Lage war zu arbeiten. Ich zwang mich und Paul ein Brötchen zu essen. Später kamen die Schwiegereltern und die Oma. Wir saßen alle fassungslos herum. Dann kam noch eine Bekannte, sie war erst gut gelaunt, aber als ich ihr sagte, dass Lutz tot ist, musste sie sich setzten. Ihr kamen die Tränen und sie brauchte eine Zeit um den Schock zu verkraften. Meine Mutter weinte am Telefon, dass ich mir Sorgen machte. Ich weinte nicht vor anderen.

Ich ging nicht aus dem Haus. Wollte niemanden sehen und nicht angesprochen werden. Wie zum Hohn war schönes Wetter. Ich liebte immer Sonnenschein, aber jetzt hasste ich ihn, weil Lutz ihn nicht mehr erleben durfte. Ich dachte darüber nach, wie schön der Sonntag hätte werden können. Ich wäre in den Mittagsstunden aus Berlin wiedergekommen, mein Mann hätte sich gefreut und wir hätten noch einen schönen Nachmittag gehabt.

Viele Erinnerungen habe ich nicht mehr von diesem Tag, ich war nicht ganz bei mir.

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